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Der Wunsch von Audi scheint fast unmöglich: Deutsche Talente sind schwer zu finden

Der Wunsch von Audi scheint fast unmöglich: Deutsche Talente sind schwer zu finden

27. Oktober 2022 ab 11:34
  • GPblog.com

Audi und Sauber werden ab 2026 ihre Kräfte bündeln. Dabei möchte die deutsche Marke auch einen deutschen Fahrer im Auto haben, aber das Team scheint in dieser Sache keine große Wahl zu haben. GPblog taucht in die Armut der deutschen Fahrer ein.

Die Ankunft von Audi

Das Aufgebot von Alfa Romeo für 2023 ist bereits bekannt. Valtteri Bottas und Guanyu Zhou werden dann für das Team fahren, bevor Alfa Romeo das Team als Titelsponsor verlassen wird. Ab 2024 wird Sauber weiterhin mit Ferrari-Motoren fahren, um den Übergang zum Vertrag mit Audi im Jahr 2026 zu überbrücken. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass das Audi-Logo bis dahin auf dem Auto erscheint.

Audi hat außerdem den Wunsch geäußert, einen deutschen Fahrer in das Auto zu setzen, aber nach Jahren des Überflusses scheint das Talent in Deutschland verschwunden zu sein. Während 2010 bis zu sechs Deutsche am Anfang der Saison standen, werden wir 2022 höchstens einen Deutschen in der Startaufstellung sehen. Das wird entweder Mick Schumacher oder Nico Hulkenberg bei Haas sein.

Michael Schumacher, Nico Rosberg, Sebastian Vettel, Nico Hulkenberg, Adrian Sutil und Timo Glock fuhren 2010 alle in der Formel 1, und Nick Heidfeld war auch der siebte Deutsche, der in diesem Jahr von BMW Sauber als Ersatz für Pedro de la Rosa einige Rennen angeboten bekam. Das steht im krassen Gegensatz zur Situation in den letzten Jahren.

In jenen Jahren musste Vettel zusammen mit Hülkenberg den Karren für Deutschland ziehen. Jetzt, wo Vettel den Sport verlässt und Hulkenberg seit drei Jahren ohne F1-Sitz ist, schauen die Leute auf Mick Schumacher. Doch Michaels Sohn bringt nicht die besten Leistungen, was den 35-jährigen Hulkenberg wieder ins Spiel bringt.

Deutsche Fahrer in der F1

Audi würde gerne einen deutschen Fahrer verpflichten, und da kommt einem sofort Schumachers Name in den Sinn. Das Team achtet aber auch auf Qualität und ein Fahrer, der bei Haas gescheitert zu sein scheint, passt nicht wirklich zu den Ambitionen von Audi. Allerdings scheint Audi keine andere Wahl zu haben.

Audi kann nicht wirklich aus seinem eigenen Teich fischen. Die deutsche Marke ist in den Sportwagenklassen aktiv und hat daher nicht wirklich eine Verbindung zu Fahrern, die in Formelwagen aktiv sind. Deshalb hat Audi das Projekt in der Formel E aufgegeben, wo es noch eine gute Verbindung zu Robin Frijns hatte. Er wird jedoch ab 2023 für das Team Abt fahren, das einen Mahindra-Antriebsstrang einsetzt. Auch René Rast verlässt Audi nach Jahren der Treue. Er wird ab 2023 Werksfahrer bei BMW.

Die einzige andere Klasse, die wirklich konkurrenzfähig ist, ist die DTM. Auch dort tritt Audi 2022 an und neben Rast sticht der Name des jungen Deutschen Marius Zug hervor. Mit seinen neunzehn Jahren ist der in München geborene Mann ein junges Talent, aber er ist schon seit dem Kartsport in Sportwagen aktiv. Er ist weder Formelautos gefahren, noch hat er in seinem ersten Jahr in der DTM (ein 21. Platz in der Meisterschaft) ein großes Talent für den Rennsport gezeigt.

Aus dem eigenen Teich ist also nichts zu holen, und auch im Training von Sauber ist kein Deutscher zu sehen. Theo Pourchaire ist Saubers Aushängeschild, aber der Franzose wird sich 2023 mit einer Rolle als Reservist bei Alfa Romeo begnügen müssen. Das andere Talent von Sauber ist der Brasilianer Roberto Faria. Mit seinen 18 Jahren hat Faria jedoch noch keine Meisterschaft in seinem Lebenslauf stehen. Er gewann 2021 ein Rennen in der GB3-Meisterschaft, in der er 2021 und 2022 Fünfter der Meisterschaft wurde.

Deutsche Talente kann man an einer Hand abzählen

Und so müssen wir noch weiter nach deutschen Renntalenten suchen. In der Formel 2, der Aufsteigerklasse für die F1, sehen wir auch einige östliche Nachbarn. David Beckmann und Lirim Zendeli konnten für ein paar Rennen einspringen. Zendeli fuhr einmal bei Campos Racing für Olli Caldwell, Beckmann konnte einmal bei Charouz einspringen und fuhr fünf Rennen für Van Amersfoort Racing. Zendeli kam an seinem Rennwochenende nicht weiter als auf Platz 20, Beckmann holte 25 Punkte und wurde Fünfter im Hauptrennen in Monza. Mit 22 Jahren und vier Saisons in der F3 und zwei Saisons in der F2 in seinem Lebenslauf ist Beckmann jedoch keine ernsthafte Option mehr für die F1.

In der Formel 3 bekam Zendeli auch die Chance, ein Rennwochenende für Charouz zu fahren, kam dort aber nicht über einen 15. David Schumacher, Ralfs Sohn, schnitt bei seinen zwei Einsätzen für Charouz besser ab, kam aber auch nicht über Platz 12 hinaus. Obwohl Vater Ralf hofft, dass Sohn David es in die Formel 1 schafft, zeigt der 21-jährige Deutsche noch wenig Potenzial, um es wie sein Vater, Onkel und Neffe an die Spitze zu schaffen.

Selbst wenn man sich die drei wettbewerbsfähigsten Formel 4-Klassen ansieht, sticht kein Deutscher aus dem Rest des Feldes heraus. Die italienische F4-Meisterschaft gilt als wichtigster Gradmesser für junge Talente, und dort steht Andrea Kimi Antonelli an der Spitze. Der 16-jährige Italiener ist Teil des Mercedes-Teams und hat auch die deutsche F4-Meisterschaft überzeugend gewonnen. Die britische Version dieser Meisterschaft wurde vom Briten Luke Browning gewonnen.

In den drei Klassen gibt es kaum Deutsche und die, die antreten, sind nicht konkurrenzfähig. Jonas Ried holt einen Punkt in der italienischen Meisterschaft und ist Neunter in der Meisterschaft zu Hause. Valentin Kuss steht zu Hause erneut auf dem Podium, kommt aber auch in der italienischen Meisterschaft nicht über vier Punkte hinaus.

Der Wunsch von Audi, deutschen Fahrern eine Chance in der Formel 1 zu geben, ist also schön, aber die Realität zeigt, dass Deutschland bei weitem nicht mehr so luxuriös dasteht wie noch vor Jahren. Nach dominanten Zeiten mit Michael Schumacher und Sebastian Vettel scheinen die Talente nun ausgegangen zu sein. Wenn Audi langfristig deutsche Talente in der Formel 1 haben will, sollte es von ganz unten anfangen und deutsche Talente schon im Kartsport unterstützen. Wer weiß, vielleicht wird sich mit der Zeit ein neuer Schumacher auf Vettel stürzen, im Moment ist das nicht in Sicht.