Analyse | Es ist still geworden: Wer wartet noch auf Porsche?
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Jorge Lorenzo wird in der nächsten Saison an den Grand-Prix-Wochenenden in einem Porsche zu sehen sein. Tolle Neuigkeiten, ein weiterer Superstar in Aktion für die kultige Marke. Übrigens nicht in der Formel 1, sondern der dreifache MotoGP-Champion wird im Porsche Supercup antreten. Ein möglicher Einstieg von Porsche in die Formel 1 scheint immer unwahrscheinlicher zu werden.
Sie haben gestrahlt. Auf der einen Seite des Podiums stand Christian Horner, der Teamchef von Red Bull Racing. Auf der anderen Seite Jim Farley, der CEO von Ford. Wie stolz waren sie auf die angekündigte Partnerschaft: Ab 2026 wird der aktuelle Weltmeister mit dem Namen Red Bull-Ford in der Startaufstellung stehen.
Die Hand überspielt
Wie hätten sie diese Präsentation in Zuffenhausen gesehen? Sie hätten dabei sein können, müssen sich die hohen Bosse von Porsche gedacht haben. Schließlich befanden sie sich in fortgeschrittenen Verhandlungen mit Red Bull, um den Red Bull Powertrains ab 2026 den Namen Porsche zu geben. Bis das Management der deutschen Marke seine Karten auf den Tisch legte. Red Bull hatte überhaupt keine Lust, die Hälfte der Kontrolle an Porsche zu übertragen, was die Automarke gehofft/erwartet hatte. Ende der Verhandlungen, Ende des Abenteuers Formel 1 für Porsche, noch bevor es wieder losging?
Red Bull Racing war eines der ersten Teams, das in diesem Jahr sein neues Auto vorstellte (sozusagen damals). Unter den Teams, die folgten, hat niemand Porsche erwähnt. Entweder sind sie selbst ein Hersteller oder sie sind bereits mit einem Triebwerk für 2026 und darüber hinaus ausgestattet. Die Teams, die nicht wissen, was die Zukunft in Sachen Motoren bringt, befinden sich in einer Luxusposition.
Honda ist erpicht darauf
Honda hat am Montag seine Absicht bekräftigt, eine Rückkehr in die Formel 1 ab 2026 in Betracht zu ziehen. Auch wenn es nicht wörtlich gemeint war, deuteten die Worte von Chef Koji Watanabe darauf hin, dass das Unternehmen lieber zurückkehren würde als nicht. McLaren und auch Williams haben bereits Sondierungsgespräche mit Honda geführt. Wahrscheinlich hat sich auch Haas den Japanern angeschlossen. Wenn sich eines dieser drei Teams mit Honda zusammentut, sind sie sofort ein glorifiziertes Werksteam - mit allen Vorteilen, die das mit sich bringt.
Und da Honda bewiesen hat, dass es in der Lage ist, ein außergewöhnlich leistungsstarkes Aggregat zu bauen, werden McLaren oder Williams wahrscheinlich eher eine Partnerschaft mit den Japanern eingehen als mit Porsche, das nicht die Absicht hat, eigene Motoren zu bauen. Eine Partnerschaft mit Porsche wäre nichts anderes als ein Sponsoring plus: Das Aggregat wird von Mercedes oder Ferrari gekauft (Audi braucht kein Kundenteam und Alpine hat wahrscheinlich schon ein zweites Team mit Andretti, Anm. d. Red.) und es wird Porsche heißen.
Schöne Alternative
Angenommen, das logischste Szenario wird wahr: McLaren und Honda tun sich wieder zusammen. Dann ist Porsche eine gute Alternative für Williams. Sie könnten mit dem Mercedes-Aggregat weitermachen und es dann Porsche nennen. Nicht einfach so, sondern gegen eine saftige Gebühr. Im Fahrerlager ist mittlerweile bekannt, wie sehr (vielleicht sogar verzweifelt) Porsche in die Formel 1 zurückkehren möchte. Wenn du als Marke nur wenige Möglichkeiten hast, zahlst du zweifellos viel Geld, um Sponsor werden zu dürfen. Das nennt man Marktkräfte.
Angesichts der wackeligen Position von Porsche wird es immer wahrscheinlicher, dass die Deutschen die Formel 1 irgendwann aufgeben werden. Tatsächlich beginnt die PR-Abteilung des Unternehmens langsam, sich darauf einzustellen. "Im Moment konzentrieren wir uns auf die bestehenden Programme, in denen wir mit IMSA, WEC, Formel E und all unseren Kundenserien ein vielfältiges Angebot haben. Wir sind beschäftigt und zufrieden mit dem, was wir haben. Bei allem anderen werden wir abwarten", sagte ein Sprecher kürzlich gegenüber Motorsport.de.