Analyse | Warum der Verkauf von AlphaTauri die beste Option für Red Bull ist

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Analyse des Verkaufs von AlphaTauri durch Red Bull
26. Februar 2023 ab 18:35
  • GPblog.com

Helmut Marko mag sich dem respektablen Alter von 80 Jahren nähern, aber er ist immer noch so ehrgeizig wie in seinen jungen Jahren. Ein neunter Platz in der Konstrukteursmeisterschaft von AlphaTauri im letzten Jahr war für den Österreicher zweifellos nicht akzeptabel. Außerdem ist es dem italienischen Team seit 2016 nicht gelungen, ein Talent dauerhaft in seinem Mutterteam Red Bull Racing unterzubringen. Wäre es also ein Zufall, dass nach einer so desaströsen Saison Gerüchte über einen möglichen Verkauf des italienischen Teams aufkommen?

Nach Berichten in vor allem deutschen Medien gibt es zwei Optionen für AlphaTauri: verkaufen oder das gesamte Team nach England, in die Nähe der Red Bull Fabrik, verlegen. Die zweite Option scheint von vornherein unrealistisch. AlphaTauri ist ein italienisches Team, bei dem rund neunzig Prozent der Mitarbeiter die italienische Staatsangehörigkeit besitzen. Wie viele von ihnen würden ihr gesamtes soziales Leben gegen eine neue Existenz im kalten und grauen England eintauschen wollen? Außerdem kostet es ein Vermögen, eine AlphaTauri-Fabrik in England praktisch von Null auf aufzubauen.

Zweck übererfüllt

Tatsächlich kaufte Red Bull einst das kränkelnde Minardi mit der Idee, dort Talente heranzuzüchten, die später im Flaggschiffteam der Organisation eine feste Größe werden sollten. Es wurde eine Erfolgsformel: Sebastian Vettel, Daniel Ricciardo und Max Verstappen - um nur einige zu nennen - schafften es unter anderem dank Toro Rosso an die absolute Spitze. Seit der Niederländer 2016 zu Red Bull gewechselt ist, stagniert der Fluss. Das, wofür das inzwischen in AlphaTauri umbenannte Team seinerzeit gegründet wurde, ist längst gescheitert.

Damit ist auch die Existenzberechtigung von AlpaTauri als Trainingsteam langsam verschwunden. Seien wir ehrlich, was die Fahrer in dieser Saison angeht: An Yuki Tsunoda gibt es immer noch Zweifel, und es ist unwahrscheinlich, dass er jemals zu Red Bull wechseln wird. Der 28-jährige Nyck de Vries ist ein anständiger Fahrer, aber ursprünglich wurde AlphaTauri nicht für Männer wie de Vries gegründet.

Sind die Kosten höher als die Ergebnisse?

Natürlich gibt es mit Dennis Hauger und Isack Hadjar Talente, die aus der Formel 2 an die Tür klopfen. Vielleicht können sie sich mit AlphaTauri auch in der Königsklasse der Formel 1 einen Namen machen. Es gibt allerdings ein "Problem": Ein möglicher Wechsel zu Red Bull wird schwierig, da ein Platz dort in den nächsten Jahren sowieso von Max Verstappen besetzt wird. Es wäre klug, wenn Marko und Konsorten sich fragen würden, ob der ganze Aufwand und die dito Kosten die Aussicht aufwiegen, in den nächsten sechs Saisons vielleicht irgendwo ein Talent von AlphaTauri zu holen?

Wie schon oft diskutiert, hat die Formel 1 weltweit geboomt und den Wert der Teams enorm gesteigert. Es ist nicht unvorstellbar, dass ein Käufer eine halbe Milliarde Dollar - oder eine ähnliche Summe - hinlegen muss, um ein Team wie AlphaTauri zu übernehmen. In der Tat sind die Top-Teams viel mehr wert. Es ist möglich, dass der Wert der F1-Teams - und damit auch von AlphaTauri - in den kommenden Jahren weiter steigen wird. Aber das ist keine Gewissheit. Wenn du jetzt verkaufst, bekommst du garantiert eine schöne Summe.

Andretti schaut zu

Zweifellos gibt es jemanden, der in den Vereinigten Staaten lebt und die Diskussion über den möglichen Verkauf von AlphaTauri genau verfolgt. Michael Andretti möchte unbedingt sein eigenes Team in der Formel 1 haben. Am Sonntag berichtete Andretti-Cadillac dem GPblog, dass die "Interessenbekundung" bei der FIA eingereicht wurde. Allerdings muss für den Beitritt eine Eintrittsgebühr von sechshundert Millionen Dollar gezahlt werden, hieß es weiter. Das ist deutlich mehr als die zweihundert Millionen Dollar, von denen bisher die Rede war.

Es wäre wahrscheinlich billiger, AlphaTauri zu kaufen. In diesem Fall wird auch der Widerstand der anderen Teams gegen Andretti abnehmen, denn dann müsste das Preisgeld immer noch unter zehn Teilnehmern aufgeteilt werden. Übrigens sollen auch HitechGP und das neue indische Team an AlphaTauri interessiert sein.

Beste Wahl

Helmut Marko ist ein Gewinner, aber auch ein gewiefter Geschäftsmann. Zugegeben, er hat sich schon hinter Aktionären versteckt, als er nach der Zukunft von AlphaTauri gefragt wurde. Jeder weiß: Marko hat hier ein gewichtiges Wort mitzureden. Zweifellos wird auch er alle Szenarien akribisch vergleichen. Wenn der Österreicher realistisch ist, ist der Verkauf von AlphaTauri eine sehr gute, wahrscheinlich sogar die beste Wahl zum jetzigen Zeitpunkt. Für AlphaTauri, Red Bull und möglicherweise auch Andretti-Cadillac.