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Liberty Media sträubt sich wohl gegen Max Verstappen

Die Formel 1 droht zur teuren Seifenoper zu werden: "Manchmal muss man Geduld haben

17. April 2023 ab 19:30
  • GPblog.com

Max Verstappen scheint auf dem Weg zu Titel Nummer drei extrem kaltblütig zu sein. Kein Aufhebens, keine Aufregung, nur eine klinisch gewonnene Weltmeisterschaft. In den Büros von Liberty Media - dem Eigentümer der Formel 1 - herrscht zweifellos Bewunderung für die Leistung des zweimaligen Champions. Wahrscheinlich ist man aber auch ein wenig beunruhigt, weil jetzt ein überlegener Verstappen auftaucht, den Liberty Media über Jahre hinweg sorgfältig aufgebaut hat.

Die Formel 1 sollte nach bewährtem amerikanischen Konzept mehr als nur ein Sport sein. Nicht zuletzt braucht sie ein Drama zwischen unverblümten Charakteren. Das verkauft sich, wie die Netflix-Serie Drive to Survive bewiesen hat. Mit ihren teilweise geskripteten (und falschen) Handlungssträngen hat es Liberty Media geschafft, in relativ kurzer Zeit ein völlig neues Publikum zu erreichen. Mehr Zuschauer bedeuten mehr Sponsoren und damit auch höhere Einnahmen.

Der amerikanische Weg

Die Formel 1 als langweilige Seifenoper voller teurer Autos und harter Jungs. "Das hat überhaupt nichts mit dem Rennen zu tun", sagte der ehemalige Weltmeister Damon Hill kürzlich im F1-Podcast von Sky Sports. "Wie sehr die Nachfrage und das Interesse am Sport in letzter Zeit mit etwas zu tun haben, das nichts mit dem Rennformat zu tun hat. Es geht darum, wie der Sport neuen und alten Fans auf eine Art und Weise vermittelt wird, die wir noch nie gesehen haben."

Der neue Ansatz von Liberty Media birgt eine Gefahr in sich. Sollten die Dramatik und die Spannung nachlassen, könnten diese Zuschauer so schnell wieder gehen, wie sie gekommen sind. Zum Beispiel in der aktuellen Saison, in der Max Verstappen meilenweit über den anderen liegt. Die einzige Konkurrenz besteht in Sergio Perez, obwohl der Mexikaner nie ernsthaft in der Lage zu sein scheint, seinen Teamkollegen anzugreifen. Es zeichnet sich ein extrem eintöniges Jahr ab, gerade wenn sich die neuen Zuschauer an die ständigen Dramen gewöhnt haben.

Negativer Nebeneffekt der Vorherrschaft

Verstappens Fans finden das wahrscheinlich alles in Ordnung. Eingefleischte Rennsportfans wiederum erkennen zweifellos die Schönheit einer Leistung, wenn ein Fahrer den Rest des Feldes haarsträubend deklassiert. Trotzdem werden viele neue Fans abspringen, weil die Formel 1 mit einem überragenden Verstappen zu langweilig und vorhersehbar wird. Liberty Media hat zweifellos erkannt, dass dies ein negativer Nebeneffekt der Dominanz eines Fahrers ist, und denkt über andere Wege nach, um für mehr Dramatik und Spannung zu sorgen. Die Einführung von mehr Sprintrennen ist eine erste Konsequenz daraus.

"Von fünf Rennen gibt es drei gute und zwei langweilige", sagte Hill mit Blick auf seine eigene Zeit in der Formel 1. "Du wirst immer die drei guten bekommen, und vielleicht den absoluten Klassiker aller Zeiten. Da hat sich niemand eingemischt, es ist einfach passiert. So ist das nun mal in diesem Sport. Ich glaube aber, dass die Gefahr besteht, dass je mehr man sich einmischt, um in jedem Rennen einen Klassiker zu bekommen, man die Seltenheit dieses Ereignisses nicht mehr erhöht, sondern es einfach zur Norm macht. Das ist einer der Haken, wenn man die Dinge spannender machen will."

Seit die Amerikaner die Rechte an der Formel 1 besitzen, wurden in rasantem Tempo Änderungen vorgenommen. Die meisten davon haben sich als absoluter Hit erwiesen, denn die Formel 1 ist weltweit erfolgreich. Es besteht die Gefahr, dass sich der Sport durch neue Kunstgriffe zu weit von seinem Kern entfernt und nur noch eine extrem teure Seifenoper bleibt. Hill, der ein reiner Rennfahrer ist, hat deshalb einen wichtigen Tipp für Liberty Media: "Manchmal muss man geduldig sein und warten, bis es passiert."