Warum Villeneuves Le-Mans-Abenteuer kein Erfolg war

Interview

Jacques Villeneuve über die verpasste Teilnahme am 24-Stunden-Rennen von Le Mans
29. Mai 2023 ab 18:00
  • Ludo van Denderen

Er hatte sich schon lange darauf gefreut, zu den 24 Stunden von Le Mans zurückzukehren, aber Jacques Villeneuve wird auch im Juni zu Hause sein, wenn das wichtigste Langstreckenrennen der Saison stattfindet. Einer der Gründe, warum das Vanwall Racing Team den F1-Champion von 1997 für das Abnutzungsrennen in Frankreich auf die Seite gelegt hat, ist zugegebenermaßen bemerkenswert. Wenn man das Gesamtbild betrachtet, ist es klar, dass die Partnerschaft für beide Parteien anders verlaufen ist als erhofft.

Als GPblog Villeneuve am Donnerstagabend fragte, warum er im Vanwall-Aufgebot in Le Mans fehlt UND ob dies bedeutet, dass sein Abenteuer mit dem Team für immer beendet ist, war die Antwort nicht so, wie man es von ihm gewohnt ist. Statt einer blumigen Erklärung für alles, was passiert ist, verwies er auf das Management des Vanwall Racing Teams. Das Management des in Deutschland ansässigen Teams hat anschließend nicht auf Interviewanfragen reagiert.

Zusammenfassende Erklärung

Auf der Website Sportscar365 antwortete Teamchef Colin Kolles, wenn auch nur kurz. "Die Situation ist so, dass wir nicht glauben, dass er bereit ist, nach Le Mans zu fahren", sagte der ehemalige Chef des Hispania Racing F1 Teams. "Seine Frau ist schwanger, und sie erwarten das Baby jetzt, Anfang Juni. Le Mans ist ein großes Rennen. Wir können das Risiko nicht eingehen. Aus persönlichen Gründen und aufgrund der Tatsache, dass auch die Kilometerleistung fehlt, haben wir uns für einen neuen Fahrer entschieden, und das wird Tristan Vautier sein."

Zu dem Zeitpunkt, als Vanwall Villeneuve unter Vertrag nahm, war seine Frau bereits schwanger. Dem Team war bekannt, dass das Baby um das Rennen in Le Mans herum geboren werden würde, was bisher kein Problem darstellte. Tatsächlich ist Vanwalls neues Hypercar nur wenige Kilometer gefahren, da es kein großes Budget für ausgiebige Tests gab und es bei zwei der drei WEC-Rennen zu Unfällen kam. Villeneuve saß beide Male am Steuer; in Portimão landete er in der Reifenwand, weil seine Bremsen plötzlich versagten. In Spa wurde der Kanadier Opfer eines Ausrutschers eines Hintermanns, der ihn ins Kiesbett beförderte.

Das Auto ist ein Wildpferd

GPblog sprach kürzlich mit Villeneuve, wobei sich der 52-Jährige sehr kritisch über das Hypercar von Vanwall äußerte. Er sagte in dem Interview, das als Vorschau auf Le Mans erscheinen sollte: "Es ist ein sehr schwierig zu fahrendes Auto. Wie ich schon sagte, ist es wie ein wildes Pferd, das sich nicht zähmen lassen will. Das Fahren ist also nicht natürlich. Du musst immer gegensteuern. Es ist nicht intuitiv. Es ist sehr seltsam."

Villeneuve hat vor einem Jahr das Hypercar von Alpine getestet, das er viel besser im Griff hatte. "Ich fand es einfacher, als ich die Alpine letztes Jahr getestet habe. Innerhalb von neun Runden war das bis auf eine Sekunde an Volkwaan dran. Es war einfach. Das Auto war natürlich. Alles, was es tat, habe ich erwartet. Es ist also so, als ob ich dieses Auto schon mein ganzes Leben lang fahren würde. Dieses Auto ist das Gegenteil. Es ist, als ob ich es noch nie gefahren hätte. Das ist anders. Dein Gehirn muss sich daran gewöhnen. Es muss es natürlich machen."

WEC bis Le Mans relevant

Wie ich Villeneuve kenne, hat er solche Aussagen auch vor der Teamleitung gemacht. Das erklärt, warum Kolles angab, er wolle "kein Risiko eingehen", dass Villeneuve nicht mit dem Auto zurechtkommt und in Le Mans stürzt.

Es ist noch unklar, ob Villeneuve bei den verbleibenden Rennen in der WEC antreten wird. Im Moment steht er noch auf der offiziellen Meldeliste für die 6 Stunden von Monza. Ob Villeneuve selbst noch Lust hat, dort Rennen zu fahren? Über die WEC sagte er gegenüber GPblog: "Ja, die Serie ist bis Le Mans wichtig. Die letzten beiden Rennen dienen eher dazu, die Saison zu beenden. So ist es nun mal. Es wäre besser, wenn das Finale in Le Mans stattfinden würde. Aber so ist es nun mal. Die Meisterschaft ist im Moment ein wenig aufgespießt. Sie baut sich gerade auf. Es ist das erste Jahr, in dem es so viele Konkurrenten gibt."