Alberne Saison in der Formel 1: Ruhe vor dem Sturm?

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Alberne Jahreszeit in der Formel. Stand der Dinge
7. August 2023 ab 13:24
  • Ludo van Denderen

Daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Während normalerweise in der Sommerpause der Formel 1 die Geschichten darüber, wer zu welchem Team wechselt, in schneller Folge aufeinander folgen, ist es derzeit sehr ruhig. Wird das so bleiben oder haben wir es mit einer Flaute im Sturm zu tun. Schließlich braucht nur ein einziger Dominostein umzufallen und schon steht alles Kopf. GPblog fasst die Lage auf dem Fahrermarkt zusammen.

Lewis Hamilton

Teamchef Toto Wolff klingt wie eine kaputte Schallplatte. Bei jedem Grand Prix fragen die Medien den Österreicher: "Wann wird Lewis Hamilton endlich einen neuen Vertrag mit Mercedes unterschreiben? Schon in Belgien ließ Wolff verlauten, dass es derzeit noch darum geht, dass die Anwälte alle Vereinbarungen zu Papier bringen. Wann wird das fertig sein? Das weiß niemand.

Offiziell hat Lewis Hamilton also keinen Platz für die nächste Saison, denn bei Mercedes ist derzeit ein Platz frei. Im Moment deutet jedenfalls nichts darauf hin, dass die beiden Seiten ihren Vertrag nicht fortsetzen werden. Und wenn es doch zu einer Panne kommt, hat Mercedes ein Problem. Schließlich sind alle Top-Fahrer bereits für 2024 unter Vertrag (Max Verstappen, Charles Leclerc, Lando Norris). Im Extremfall könnte Mercedes auf den Reservefahrer Mick Schumacher ausweichen. Nur hat der Deutsche - obwohl er mit offenen Armen empfangen wurde - bei Haas nicht genug beeindruckt, um ihn als sinnvolle Wahl zu bezeichnen.

Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardo spielt das Spiel der Langstrecke. Indem er schon in dieser Saison in den AlphaTauri einsteigt, hofft der Australier, Red Bull Racing davon zu überzeugen, dass er in das Auto von Sergio Perezgehört. Teamchef Christian Horner hat bereits verraten, dass Ricciardo für Red Bull nicht vor der Saison '24 eine Option ist, möglicherweise erst 2025. Bis dahin? Höchstwahrscheinlich wird Ricciardo dann versuchen, auch in der nächsten Saison für AlphaTauri - oder wie auch immer das Team heißt - zu fahren.

Immerhin hat Ricciardo Konkurrenz für diesen Platz:

Liam Lawson

Der Neuseeländer wurde von Red Bull in der Formel 2, in der DTM und diese Saison in der japanischen Super Formula eingesetzt. Offenbar ist das Vertrauen in den Test- und Reservefahrer so groß, dass sich die Österreicher nicht von ihm trennen wollen. Gleichzeitig haben Helmut Marko und Co. aber auch keine Anstalten gemacht, Lawson eine Chance in der Formel 1 zu geben.

An der Leistung des Neuseeländers gibt es keinen Zweifel: In der DTM war er auf dem Weg zur Meisterschaft, bis er im letzten Rennen von einem Konkurrenten von der Strecke gerammt wurde. Auch in der Super Formula kämpft er um den Titel. Wird der nächste Schritt nun doch AlphaTauri sein?

Guanyu Zhou/Theo Pourchaire

Valtteri Bottas hat einen Vertrag bis 2024 mit Alfa Romeo (ab nächster Saison heißt das Team wieder Sauber), sein Kollege Guanyu Zhou muss sich noch auf ein neues Engagement mit dem Team einigen. Der Chinese kam ohne große Erwartungen in die Formel 1, zeigt aber zeitweise, dass er in der Königsklasse des Motorsports sicher nicht fehl am Platz wäre. Andererseits wird Zhou nicht zu einem absoluten Spitzenfahrer heranwachsen.

Theo Pourchaire hingegen hat dieses Potenzial. Der erst 19-jährige Franzose ist ein Spitzenfahrer in der Formel 2 und Teil der Sauber Academy. Die Frage ist nicht so sehr, ob die Schweizer ihm eine Chance in der F1 geben werden, sondern wann. Es erscheint logisch, Pourchaire vor dem Wechsel von Sauber zum Werksteam von Audi (ab 2026) eine Chance zu geben. Aber das könnte auch erst in der Saison '25 passieren, wenn Audis vorgesehener erster Fahrer - nämlich Carlos Sainz - ebenfalls auf den Fahrermarkt kommt.

Logan Sargeant

Nun, Logan Sargeant. Nach dem Abgang von Nicholas Latifi hatte Williams gehofft, zwei gleichwertige Fahrer in den Autos zu haben. Während Alexander Albon tatsächlich hervorragende Leistungen zeigt, fehlt Rookie Logan Sargeant derzeit das Niveau für die Formel 1. Kein Wunder, denn der Amerikaner war auch in der Formel-2-Aufstiegsklasse kein Überflieger.

Sargeant könnte Glück haben: Welcher anständige Fahrer steht als Ersatz zur Verfügung, wenn er ausfallen sollte? Mick Schumacher, Reservefahrer bei Motorenlieferant Mercedes? Der Schumacher, der mit einem Haas mehr Unfälle als Punkte verursacht hat? Außerdem ist Sargeant Amerikaner, und der amerikanische Eigentümer von Williams - die Investmentgesellschaft Dorilton Capital - hat aus kommerzieller Sicht sicher nichts dagegen, einen Landsmann in einem ihrer Autos zu haben.

Kevin Magnussen/Nico Hulkenberg

Nico Hulkenberg kann von einer erfolgreichen Rückkehr in die Formel 1 sprechen. Nach Jahren der Inaktivität scheint der Deutsche seinen Speed nicht verloren zu haben und übertrumpft fast bei jedem Grand Prix seinen Teamkollegen Kevin Magnussen. Hulkenberg hat keinen Vertrag für 2024, aber die Verhandlungen über ein neues Engagement laufen. Magnussen hat noch eine weitere Saison beim US-Team.

Ob er diese angesichts seiner aktuellen Form ausschöpfen wird? Lies noch einmal nach, was Teamchef Günther Steiner über das Aufgebot für 2024 gesagt hat. Ja, er sagte, er sei mit seinen Fahrern zufrieden. Und ja, er sah keinen Grund, irgendwelche Änderungen vorzunehmen. Andererseits sagte er aber auch : "Wir wollen das Fahrerduo noch vor der Sommerpause bekannt geben." Wir sind in der Sommerpause und kein weißer Rauch ist gekommen. Außerdem, was hat Steiner noch nie gesagt: "Kevin hat einen Vertrag und wird deshalb auch nächste Saison für Haas fahren." Ein vielsagendes Zeichen?

Fazit

Wenn es in der Startaufstellung für 2024 personelle Veränderungen geben wird, dann werden es kleine sein. Bei den Top-Teams wird sich höchstwahrscheinlich nichts ändern. Nach 2024 laufen jedoch die Verträge einiger Spitzenfahrer aus, zum Beispiel von George Russell, Sergio Perez, Charles Leclerc und Carlos Sainz. Der Sommer '24 könnte viel interessanter werden als der jetzige.