Felipe Massas millionenschwere Klage nach dem Unfall: Wie geht es weiter?
- Ludo van Denderen
Nach monatelangen Spekulationen wurde am Donnerstag die Katze aus dem Sack gelassen: Felipe Massa will Geld dafür sehen, dass er den Weltmeistertitel 2008 verpasst hat. Sein Anwalt hat einen sogenannten "Letter of Claim" an das (damalige) Formel-1-Management und die FIA geschickt, in dem es heißt, dass dem Brasilianer "zig Millionen" an Einnahmen entgangen sind und er entschädigt werden sollte. Wie man vorgeht
Kein Anspruch auf den Weltmeistertitel
Die ganze Angelegenheit dreht sich um die Tatsache, dass Bernie Ecclestone und Max Mosley - die damaligen Chefs der Formel 1 - 2008 gewusst hätten, dass Nelson Piquet junior sein Auto beim Großen Preis von Singapur absichtlich zu Schrott gefahren hat, sodass sein Teamkollege Fernando Alonso das Rennen schließlich gewinnen konnte. Hätten die Spitzenleute damals eingegriffen - und laut Massa hätte das Ergebnis für ungültig erklärt werden müssen - hätte der Brasilianer am Ende der Saison den Titel geholt. Jetzt ging er an Lewis Hamilton.
Anfang 2023 veröffentlichte eine deutsche Website ein Interview mit F1-Besitzer Ecclestone, der angeblich bestätigte, dass er zu diesem Zeitpunkt tatsächlich von allem wusste. Für Massa waren diese Aussagen genug, um rechtliche Schritte einzuleiten. Nach monatelangen Ermittlungen folgte am Donnerstag eine Aktualisierung dieser Aussage. Am interessantesten ist, was über die Nachrichtenagentur Reuters herausgekommen ist: Massa erhebt damit keinen Anspruch auf den Weltmeistertitel 2008.
Das Reglement der FIA - an das sich jeder Teilnehmer der Meisterschaft hält - lässt kein weiteres Feilschen um den Ausgang des Titelkampfes vor 15 Jahren zu. Seine Anwälte haben wohl eingesehen, dass es sinnlos ist, dagegen zu protestieren, es sei denn, sie finden noch eine Möglichkeit, Lewis Hamilton den Weltmeistertitel zu einem späteren Zeitpunkt streitig zu machen.
Massa will eine finanzielle Entschädigung
Die Londoner Anwälte vermuten, dass Massa eine Menge Geld entgangen ist, das ihm durch den Gewinn der Weltmeisterschaft zugestanden hätte. Sie beziehen sich dabei wahrscheinlich auf Sponsorengelder, aber auch auf eine übliche Klausel in F1-Verträgen. Wenn ein Fahrer einen Titel gewinnt, erhält er in der Regel einen saftigen Bonus. Dafür möchte Massa finanziell entschädigt werden.
Massa geht (noch) nicht vor Gericht
Der Brasilianer, der damals für Ferrari fuhr, entscheidet sich für den "Letter of Claim" und zunächst nicht für ein Gerichtsverfahren, um das Geld zu erhalten. Dieser "Letter of Claim" ist ein weit verbreitetes Instrument, um den Gang vor Gericht zu vermeiden. Massa und seine Anwälte hoffen offensichtlich auf eine Einigung mit den (damaligen) Eigentümern der Formel 1 und der FIA. Sollte diese nicht zustande kommen, sind rechtliche Schritte der nächste Schritt.
Für Massa gibt es mehrere erschwerende Faktoren. Neben der langen Laufzeit, die jetzt vorgesehen ist, ist Ecclestones Gedächtnis einer davon. Gegenüber Reuters verrät der Brite, dass er sich an kein Interview mit einem deutschen Medium erinnern kann, geschweige denn an die Aussagen. Massa wird also bald beweisen müssen, dass der Journalist, der den Artikel mit Ecclestone geschrieben hat, ihn tatsächlich richtig zitiert hat. Max Mosley um eine Klarstellung zu bitten, wird ebenfalls schwierig sein, da der ehemalige FIA-Präsident vor zwei Jahren gestorben ist. Außerdem wird ein Rechtsstreit Jahre dauern, und Ecclestone ist mit 92 Jahren auch schon recht alt.
Die Formel 1 als Organisation wird auch von Massa als Partei gesehen. Ecclestone weiß von der Korrespondenz aus dem Massa-Lager, sagt aber zu Reuters: "Die Angelegenheit wird derzeit untersucht und wir werden uns zu diesem Zeitpunkt nicht dazu äußern."