Warum Jonathan Wheatley von Red Bull der perfekte Audi-Teamchef ist
- Ludo van Denderen
Als Jonathan Wheatley zum ersten Mal gegenüber anderen Teams erklärte, dass er für einen Wechsel offen sei, um dann als Teamchef zu arbeiten, gab es in einigen Vorstandsetagen zweifellos begeisterte Reaktionen. Der derzeitige Sportdirektor von Red Bull Racing ist auf den ersten Blick ein idealer Kandidat für jedes F1-Team, um Teamchef zu werden. Dass gleich zwei Teams interessiert sind, macht angesichts des Profils des Briten durchaus Sinn.
In den Wochen, in denen die Position von Christian Horner nach den ersten Vorwürfen über übergriffiges Verhalten stark unter Druck stand, wurde Wheatley weithin als logischer Ersatz für den britischen Teamchef angesehen. Wheatley ist seit 2006 bei Red Bull Racing und kennt das Team in- und auswendig. Er kennt das Team in- und auswendig. Sein Wissen ist unübertroffen, sowohl in Bezug auf die technischen (Wheatley war Chefmechaniker bei seinem vorherigen Arbeitgeber Benetton) als auch auf die sportlichen Regeln. Wheatley ist der Verbindungsmann zur FIA, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Rennwochenenden.
Wheatley hoch respektiert
Außerdem - und das ist vielleicht das Wichtigste in diesem Job - ist Wheatley eine besonders beliebte Persönlichkeit innerhalb des Teams. Er stellt sich nicht allzu sehr in den Vordergrund, sondern ist immer bereit, jedem zu helfen, der an seine Tür klopft - vom Fahrer bis zur Kaffeedame. Das wissen auch die anderen Teams im F1-Paddock.
Da Red Bull vorerst an der GmbH Horner festhält - was bereits zum Abgang von Adrian Newey geführt hat - hat Wheatley wahrscheinlich abgewogen, wie seine Zukunft bei Red Bull in naher Zukunft aussieht. Die Schlussfolgerung scheint einfach: Er ist Sportdirektor, aber eine weitere Beförderung ist vorerst nicht in Sicht. Er muss sicher nicht gehen - es laufen sogar Gespräche über eine Vertragsverlängerung - aber wenn der 56-Jährige wieder auf eigenen Füßen stehen will, sollte er das woanders tun.
Wie GPblog bereits festgestellt hat, gibt es derzeit nur zwei logische Ziele für Wheatley als Teamchef. Die erste ist Alpine, ein Team, das seit Jahren im totalen Chaos zu stecken scheint. Wheatley wäre der ideale Mann, um für Ruhe im Team zu sorgen, aber angesichts der Erfolgsbilanz der Franzosen wird er wahrscheinlich nicht viel Zeit haben, dies zu tun. Alpine hat sich in den letzten Jahren als Meister darin erwiesen, Führungskräfte zu entlassen, bevor sie überhaupt richtig angefangen haben.
Wheatley ideal für Audi
Weitaus besser geeignet für Wheatley wäre das ehrgeizige Audi-Projekt: Der deutsche Hersteller übernimmt Sauber ab 2026. Nachdem Audi angekündigt hat, Sauber komplett zu übernehmen, hat das Projekt an Dynamik gewonnen: Der erste Fahrer(Nico Hülkenberg) wurde verpflichtet, Dutzende neuer Mitarbeiter wurden eingestellt und die Budgets scheinen endlos. Jetzt wird noch jemand gebraucht, der das alles managt.
Geschäftsführer Andrea Seidl ist der Mann im Hintergrund, der nicht danach strebt, bei 24 Grands Prix an der Boxenmauer zu sitzen. Diese Aufgabe hat derzeit Alessandro Alunni Bravi übernommen, offiziell unter dem Titel des Teambeauftragten. Doch dem sympathischen Italiener fehlt es an Charisma und natürlicher Überlegenheit, um Sauber bei seinem Wechsel zu Audi wirklich weiterzubringen.
Wissen von Red Bull zu Audi
Das hat Wheatley dank seiner jahrelangen Erfahrung. Was ihn für Audi besonders interessant macht: Der Brite ist jemand, der weiß, wie es ist, ein bescheidenes Team - in diesem Fall Red Bull - zu einem der besten in der Formel 1 zu machen. Wheatley ist ein Gewinner, der genau weiß, was nötig ist, um die absolute Spitze zu erreichen. Außerdem ist sein technisches Wissen so groß, dass er zweifellos einige interessante Neuerungen vom RB18 zum RB20 bringen kann.
Da Wheatley nun definitiv auf dem Markt ist, sollte es für Audi keinen Zweifel mehr geben: Er ist der richtige Mann, um dem neuen Team zum Erfolg in der Formel 1 zu verhelfen.