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Machtkampf bei Red Bull auch auf Kosten von Riccciardo

Ricciardo ist Opfer des anhaltenden Machtkampfs bei Red Bull

28. Juni ab 20:43
  • Tim Kraaij

Helmut Marko hat noch mehr Druck auf Daniel Ricciardo ausgeübt. Der Österreicher ist der Meinung, dass ein Fahrer in diesem Alter nicht in das Juniorteam von Red Bull gehört. Der Australier scheint damit zum Spielball im endlosen Machtspiel bei Red Bull zu werden.

Daniel Ricciardo hat seine Rückkehr in die Formel 1 Christian Horner zu verdanken. Der Teamchef von Red Bull Racing liebt den Australier und hat sehr gute Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit bei Red Bull Racing. Während dieser Zeit gewann Ricciardo sieben Grands Prix und beeindruckte vor allem mit seinen spektakulären Überholmanövern.

Doch Ende 2018 verließ Ricciardo Red Bull Racing. Zur Überraschung aller im Team entschied sich Ricciardo für Renault und nicht für den Vertrag, den Red Bull vorgelegt hatte. Der Geldsack von Renault half, aber Ricciardo merkte auch, dass Max Verstappen begann, den Kampf innerhalb des Teams zu gewinnen.

Ricciardo schmerzt Red Bull mit seinem Abgang

Helmut Marko hat den Abgang nie verstanden. Christian Horner hat es damals auch nicht verstanden, aber er hat seinem Zögling verziehen. Ricciardo fuhr bei Renault noch gut, was zu zwei Podiumsplätzen führte, aber der Wechsel zu McLaren ging völlig schief. Ricciardo ging im Zweikampf mit Lando Norris kaputt und nach zwei Jahren wurde sein laufender Vertrag vom britischen Team abgekauft.

Horner sah das mit Bedauern und bot seinem Starfahrer eine Chance, innerhalb der Red Bull Racing-Organisation zurückzukehren. Zunächst als dritter Fahrer und hauptsächlich in einer Marketingrolle. Als Ricciardo wieder Lust auf den Rennsport bekam, setzte Horner den Australier kurzerhand in einen Red Bull.

Dieser berühmte Test in Silverstone war so gut, dass Nyck de Vries sofort von AlphaTauri entlassen wurde. De Vries war in erster Linie eine Übergangslösung, da sich kein Talent aus dem Red Bull Junior Team durchsetzte. Ricciardo bekam so die Chance zu zeigen, was er noch kann, in der Hoffnung, sich 2024 oder 2025 einen Platz bei Red Bull Racing zu sichern.

Das Jahr 2024 könnte sich bald erledigt haben, als Ricciardo sich in Zandvoort den Mittelhandknochen brach. Dadurch fiel Ricciardo für ein paar weitere Rennen aus, und sein Ersatzmann Liam Lawson glänzte in den fünf Rennen, die er fuhr. Nach der Verletzung bekam Ricciardo seinen Platz zurück, aber abgesehen von einer starken Leistung in Mexiko hat Ricciardo keinen großen Eindruck hinterlassen.

Wer wird die Entscheidung bei Red Bull treffen?

Am liebsten hätte Marko schon Ende 2023 eingegriffen. Als Chef des Red Bull Junior Teams hatte er genug von Ricciardo gesehen. Dieser wollte nicht länger einen Platz bei Red Bull Racing erzwingen und so war es Zeit für Lawson. Aber Ricciardo wurde trotzdem wieder in das Auto gesetzt, zusammen mit dem aktuellen Teamchef Yuki Tsunoda.

Mit einer kompletten Wintervorbereitung hätte Ricciardo 2024 dabei sein sollen, aber das ist nicht der Fall. In seinem Alter und mit seiner Erfahrung hat Marko ein gutes Argument, dass der Australier eigentlich zwei, drei Zehntel schneller sein müsste als Tsunoda. Das Gegenteil ist der Fall. Tsunoda ist im Qualifying schneller und hat auch schon mehr Punkte als Ricciardo geholt. Vor allem aber ist Tsunoda konstanter in seiner Leistung als Ricciardo.

Während Marko in der Vergangenheit als Dietrich Mateschitz' rechte Hand entschied, wer in welchem Auto saß, ist das seit Mateschitz' Tod nicht mehr der Fall. Mateschitz hatte trotz seiner 49%igen Beteiligung an Red Bull die volle Kontrolle über die sportlichen Entscheidungen, aber mit seinem Tod ist dieses Recht verschwunden. Damit hat Chalerm Yoovidhya, der Großaktionär in Thailand, die Verantwortung übernommen. Dieser steht voll hinter Horner und hat somit die Macht.

Marko wird Vorbehalte gegen eine Vertragsverlängerung für Sergio Perez gehabt haben, aber seine Vertragsverlängerung stärkt Markos Position, wenn es um Lawson geht. Mit einem neuen Vertrag für Perez ist ein Platz für Ricciardo bei Red Bull Racing im Jahr 2025 und wahrscheinlich auch 2026 nicht möglich. Warum sollte er also in seinem Alter noch einen Platz im Juniorteam besetzen dürfen.

Die endgültige Entscheidung wird viel über die Zukunft von Red Bull aussagen. Mateschitz gründete die Formel-1-Teams, um jungen Talenten eine Chance zu geben. Daran hat es in den letzten Jahren mit Sergio Perez, Nyck de Vries und Daniel Ricciardo bereits gemangelt. An Ricciardo festzuhalten und damit Lawson vor die Tür zu setzen, widerspricht also völlig der unter Mateschitz verfolgten Politik.