Verstappen explodierte nach der Demaskierung: Endlich der Augenöffner für Red Bull?

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Verstappen wütend, Horner zurückhaltend: Augenöffner für Red Bull?
22. Juli ab 01:11
  • Ludo van Denderen

Red Bull Racing hat schon bessere Tage gesehen. Max Verstappens fünfter Platz beim Großen Preis von Ungarn war ein weiteres Beispiel dafür, wie sich die einst erfolgreiche Formation langsam demaskiert. Wenn du ein Rennen mit einem RB20 fährst, der - trotz einer Reihe von Updates - ohnehin nicht erstklassig ist, und dazu noch mit einer dummen Strategie, dann ist es selbst für Max Verstappen unmöglich, zu gewinnen (oder auch nur auf das Podium zu kommen). Angesichts Verstappens enormer Wut während UND nach dem Rennen muss in den kommenden Tagen viel nachgebessert werden; auf und neben der Strecke. Ob das noch rechtzeitig kommt?

Christian Horner hatte sich genau überlegt, welche Botschaft er verkünden würde. Vor ihm auf dem Tisch lag ein Blatt Papier, auf dem die Renndaten aller Fahrer beim Großen Preis von Ungarn verzeichnet waren. Phase für Phase ging der Teamchef von Red Bull Racing durch das Rennen und wenn man ihm so zuhörte, schien das schlechte Abschneiden seines Teams eher auf Pech als auf mangelnde Qualität zurückzuführen zu sein. In der Tat war Red Bull an mehreren Stellen des Rennens genauso schnell wie McLaren. Sogar Sergio Perez, wie er auf seinem Papier einige Male betonte.

Während des Presseinterviews war Horner besonders zurückhaltend, die schmutzige Wäsche aufzuhängen. Er sprach zwar über die schmutzige Luft, mit der Verstappen zu kämpfen hatte (was sich natürlich negativ auf seine Geschwindigkeit auswirkt), nachdem er hinter Lewis Hamilton feststeckte, er sprach über einen falsch gewählten Zeitpunkt für einen Boxenstopp und wollte nicht auf die konfrontative Sprache des Niederländers gegenüber seinem Team während des Rennens eingehen. ,,Das ist nichts für die Medien", sagte Horner, umgeben von einem Heer von Journalisten, und erweckte dennoch den Eindruck, dass dies ein interner Diskussionspunkt war.

Politisch korrekte Aussagen von Horner

Wenn Max Verstappen mit Horner am Tisch gesessen hätte, wäre er sicher der Meinung gewesen, dass der größte Teil seiner Geschichte politischer Unsinn ist. Sicher, ein Hauptgrund für den verpfuschten Nachmittag bei Budapest war der schlecht getimte Boxenstopp. Aber die Probleme gehen tiefer als nur dieser eine Anruf. Und es ist keineswegs so, dass der amtierende Champion das österreichische Team nicht vor diesem sportlichen Rückschlag gewarnt hätte.

Dass Verstappen danach in seinem Interview mit den Medien so vehement reagierte, war vor diesem Hintergrund verständlich. Er hatte sich auf die Updates gefreut, aber auf mehr gehofft. Da McLaren ohnehin schneller bleibt, ist das für seine Zukunft sehr beunruhigend. In der Tat sieht Verstappen langsam, dass die Verlängerung beider Weltmeistertitel - sowohl bei den Konstrukteuren als auch bei den Fahrern - zu einer höllischen Aufgabe wird. Fair ist fair, das hat niemand nach fünf Grands Prix erwartet.

Es lässt sich mittlerweile nicht mehr leugnen, dass Red Bull sich in einer Negativspirale befindet. Außerdem wird durch die nachlassende Leistung deutlich, dass Red Bull unter enormem Druck steht und nicht mehr die besten Entscheidungen in Bezug auf die Autoentwicklung trifft. Und wenn dann in dieser Abteilung etwas schief läuft, wird die Strategie noch wichtiger. Jeder Schluckauf in dieser Hinsicht wird mit einem weniger schnellen Auto auffallen, wie in Ungarn zu sehen war.

Die Probleme bei Red Bull reichen tief

Verstappen hat es schon mehrmals erwähnt: Er hat nicht das Gefühl, dass jeder im Team weiß, dass es zwei Minuten vor Mitternacht ist. Auf wen er sich dabei bezog, wollte Verstappen am vergangenen Samstag nicht sagen. Wenn man sich Horners Presseinterview anhört, ist es jedoch nicht schwer zu erraten, an wen Verstappen unter anderem denkt. Aber das Problem liegt sicherlich tiefer in der Organisation als Horner allein. Diese Tatsache vergrößerte Verstappens Verärgerung noch mehr.

Eigentlich ist es - angesichts all der Probleme am Sonntag auf dem Hungaroring - immer noch ein Wunder, dass Verstappen Fünfter geworden ist. Und ja, das ist nicht der Platz, auf den Verstappen glaubt, zu gehören. Aber vielleicht ist das der Augenöffner, um auch die letzten Irrlichter bei Red Bull Racing vom Ernst der Lage zu überzeugen. Die Saison ist noch lang und Verstappen hat es begriffen: Es ist noch nicht zu spät, aber wir müssen jetzt den Kurs ändern. Die aktuelle Generation von Autos ist noch nicht am Limit und so kann es auch bei Red Bull schneller gehen, ist er fest überzeugt. Immerhin beweist McLaren das jetzt bei jedem Grand Prix.