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Ist Audi mit seinem F1-Projekt nach dem Neustart im Zeitplan?

Audi beschleunigt endlich das F1-Projekt: Ist es pünktlich oder schon zu spät?

2. August ab 20:00
  • Ludo van Denderen

Es ist noch gar nicht so lange her, da gab es Gerüchte.Audi möchte das F1-Projekt nun doch aufgeben", hieß es in deutschsprachigen Medien. Immer wieder wusste der Hersteller dies nicht so schnell zu widerlegen und fügte immer wieder hinzu, dass Audi wirklich 2026 einsteigen wird. Dennoch hielten sich die Zweifel hartnäckig, aber seit letzter Woche sind sie komplett verschwunden. Audi hat endlich ernsthafte Entschlossenheit gezeigt. Aber ist es zu spät?

Mit der anfänglichen Einstellung von Mattia Binotto (ehemaliger Ferrari-Teamchef ) als Chief Technical Officer und Chief Operating Officer und der anschließenden Verpflichtung von Jonathan Wheatley als zukünftigem Teamchef hat Audi plötzlich zwei absolute Schwergewichte an Bord; zumindest attraktivere Männer als der eher anonyme Andreas Seidl, der bis vor kurzem für das Projekt verantwortlich war.

Seidl gab, wenn überhaupt, nur wenige Interviews; praktisch die einzigen Male, die er in den Nachrichten war, waren Geschichten über seine gestörte Beziehung zu Oliver Hoffmann (dem Vorstandsvorsitzenden der Sauber-Gruppe). Diese beiden hatten die Aufgabe, zuerst den aktuellen Pfahl F1 (Sauber) in ein zumindest anständiges Team zu verwandeln und dann mit dem Einstieg von Audi einen "großen Knall" zu haben. Aber das Auto, mit dem Valtteri Bottas und Guanyu Zhou zu kämpfen haben, ist die Lachnummer in der Formel 1. Die beiden haben bei den 24 Rennen noch keinen einzigen Punkt geholt, und im Moment sieht es nicht so aus, als würde sich das in nächster Zeit ändern.

Malaise kostet Audi die Chance auf Sainz

In der Zwischenzeit hatte Audi jedoch bereits 100 Prozent der Anteile des Sauber-Teams übernommen, und die Marke des Volkswagen-Konzerns stand nun ziemlich dumm da. Wahrscheinlich hat die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit von Sauber (jetzt und wahrscheinlich auch in der nächsten Saison) dazu beigetragen, dass sich Carlos Sainz (trotz eines großzügigen Gehalts) gegen ein Abenteuer mit den Deutschen entschieden hat. Vielmehr entschied er sich für den bescheidenen Williams und nicht für den ehrgeizigen Autogiganten Audi. Autsch!

Die schlechten Leistungen in dieser Saison, das trübe Verhältnis zwischen den beiden Spitzenreitern Seidl und Hoffmann und die mühsame Suche nach einem Fahrer an der Seite von Nico Hulkenberg müssen die großen Bosse in Ingolstadt zu dem Entschluss gebracht haben, dass die Dinge einen drastischen Kurswechsel brauchen - und zwar schnell! Mit Binotto und Wheatley sind also zwei namhafte Männer zum Team gestoßen, und es besteht die Hoffnung, dass ein Richtungswechsel noch gelingen kann. Inwieweit das kurzfristig funktionieren wird, bleibt abzuwarten. Man kann nicht erwarten, dass das Team in der nächsten Saison Wunder vollbringt, da es selbst hinter Haas und Williams zu weit zurückliegt.

Welcher Fahrer wird neben Hulkenberg fahren?

Möglicherweise können Binotto und Wheatley zögerliche Fahrer überzeugen, doch noch zu Audi zu kommen. Ein Nachteil ist jedoch, dass die wirklichen Spitzenfahrer, sogar die Subtopfahrer, alle woanders untergekommen sind. Es besteht eine reale Chance, dass Audi für 2025 und 2026 auf Valtteri Bottas zurückgreift, einen Fahrer, von dem sie sich eigentlich verabschieden wollten. Denn wer sonst? Daniel Ricciardo, sollte er bei Visa Cash App RB in Ungnade fallen?

Vor allem mit Blick auf die Zukunft könnte sich Audi dafür entscheiden, einem jungen Talent neben dem erfahrenen Hulkenberg eine Chance zu geben und mit der deutschen Mannschaft zu wachsen. Der Name Gabriel Bortoleto(McLaren Junior) kursiert, genauso wie Liam Lawson mit Audi in Verbindung gebracht wird. Letzterer kann gehen, wohin er will, wenn Red Bull ihm für die nächste Saison keinen festen Platz in der Formel 1 gibt. Der Vorteil für Lawson könnte sein, dass Wheatley den Neuseeländer sehr gut kennt.

Auf jeden Fall werden das spannende Wochen für Audi: Wird es mit Binotto und bald auch Wheatley noch gelingen, einen starken zweiten Fahrer zu verpflichten? Und kann zumindest etwas von der sportlichen Malaise gestoppt werden? So oder so wird es eng werden, denn es ist schon viel Zeit verloren gegangen, bevor Audi jetzt wirklich einen ernsthaften Schritt mit dem F1-Projekt machen kann.