Antonelli schon in der F1? Warum das Sinn machen kann oder auch nicht!
- Ludo van Denderen
Das italienische Wunderkind Andrea Kimi Antonelli (17) wird von einigen als Hauptnachfolger von Lewis Hamilton gesehen, wenn dieser nach der nächsten Saison von Mercedes zu Ferrari wechselt. Wäre es für das deutsche Team sinnvoll, Antonelli schon 2025 in die Königsklasse des Motorsports zu befördern, obwohl er noch nie ein Rennen in der Formel 3 oder Formel 2 gefahren ist?
Von Anfang an wusste Andrea Kimi Antonelli, dass die Augen am Sonntag auf ihn gerichtet waren. Gleich am ersten Tag der Formel-2-Tests in Bahrain fuhr der Italiener die fünftschnellste Zeit, unter anderem vor seinem Teamkollegen Oliver Bearman. Letzterem wird eine goldene Zukunft vorausgesagt und er ist jetzt einer der Reservefahrer von Ferrari. Aber im F2-Team von Prema Racing war Antonelli mit nur vier Zehnteln Rückstand auf den Spitzenreiter Dennis Hauger zu schnell für ihn.
Einen Tag später war Antonelli im zweiten Training wieder einen Tick schneller als Bearman, nur im Nachmittagstraining war der Brite der bessere Fahrer. Warum sind das besondere Leistungen von Antonelli? In der letzten Saison fuhr der Italiener noch in der FRECA, sozusagen der vierten Ebene des Motorsports. Dort war er so gut, dass Mercedes beschloss, ihn ein Jahr in der F3 aussetzen zu lassen und Antonelli direkt in die F2 zu versetzen.
Antonelli passte sich sofort an
Nach einem Test in Abu Dhabi Ende 2023 fuhr Antonelli in Bahrain die ersten Meter in einem F2-Auto und zeigte sofort seine enorme, natürliche Geschwindigkeit. Die Formel 2 startet mit einer neuen Generation von Autos in die Saison, die Bedingungen waren also neu und für alle Fahrer ähnlich. Bei der Frage, wie und was, gelang es Antonelli, seinen Prema sofort und schnell zu beherrschen. Etwas, das nur die Allerbesten können: Egal, um welche Art von Auto es sich handelt, man muss damit verdammt schnell sein.
'Der neue Max Verstappen' wird Antonelli bereits genannt. Auch Verstappen ist die internationale Motorsportleiter schnell hinaufgeklettert und hat bereits mit 16 Jahren seine ersten Meter in der Formel 1 zurückgelegt. Wir werden Antonelli in der Formel 1 sowieso nicht vor seinem achtzehnten Lebensjahr sehen, denn nach Verstappens Einstieg wurden die Regeln geändert. Nur Fahrer, die achtzehn Jahre und älter sind, können eine Superlizenz erhalten. Übrigens hat Antonelli durch seine Meisterschaften in der Formel 4 und zwei in der FRECA bereits genug Punkte gesammelt, um die Superlizenz an seinem achtzehnten Geburtstag zu beantragen.
Antonelli als Nachfolger von Hamilton?
Wenn die Formel-1-Saison 2025 beginnt, wird der Italiener alt genug sein, um bei einem Grand Prix zu starten. Es gibt Gerüchte, dass Mercedes ihn als Spitzenkandidaten für die Nachfolge von Lewis Hamilton ansieht. Das wäre ein sehr mutiger Schritt von Toto Wolff und seinesgleichen. Berichten zufolge will der Österreicher nicht den gleichen Fehler wie vor zehn Jahren machen, als er Verstappen gehen ließ. Letzterer wechselte schließlich zu Red Bull Racing, wo er in jungen Jahren einen Platz in der Formel 1 bekam.
Wenn Antonelli in den ersten Monaten der F2-Saison beweist, dass er auch in dieser Klasse zu den Besten gehört, würde ein Einstieg in die Formel 1 durchaus Sinn machen. Denn warum warten, wenn jemand gut genug ist? Ja, in diesem Fall wird Antonelli Fehler machen, wird sein Auto verunglücken. Das hat Verstappen auch getan. Aber die Erfahrungen, die er dann so schnell in seiner Karriere sammelt, sind unbezahlbar. Angesichts seiner derzeitigen Lernkurve muss es nicht mehr lange dauern, bis Antonelli - vorausgesetzt der Mercedes ist fähig - um Siege mitfahren kann.
Antonelli fehlt es an Mittelfeld-Erfahrung
Es gibt auch einen Nachteil, wenn man sofort zu einem Spitzenteam wechselt. George Russell begann als Mercedes-Junior bei Williams und lernte dort, mit dem Mittelfeld und dem Hinterradrennen umzugehen. Das ist etwas ganz anderes, als an der Spitze zu fahren(Valtteri Bottas weiß das ganz genau). Die Erfahrung von beispielsweise einem Jahr bei Williams könnte Antonelli an Tagen, an denen sich der Mercedes ausnahmsweise im Mittelfeld qualifiziert, gut tun.
Zumindest für die F1-Fans wäre das großartig. Der Sport hat - wenn man sich die Altersstruktur ansieht - eine Menge junger Fahrer. Aber Leute wie Max Verstappen, Lando Norris, Charles Leclerc und George Russell sind schon seit vielen Jahren dabei. Die Aufnahme eines aufregenden Talents wie Andrea Kimi Antonelli könnte die F1 aufmischen. So wie es Verstappen, Norris und Konsorten vor einigen Jahren selbst geschafft haben.