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Newey definitiv nicht das letzte Opfer des Machtkampfs bei Red Bull

Newey definitiv nicht das letzte Opfer des Machtkampfs bei Red Bull

1 Mai - 17:00

GPblog.com

Red Bull Racing scheint langsam aber sicher auseinanderzufallen. Das Team schien dazu bestimmt zu sein, die Formel 1 in den kommenden Jahren zu dominieren, aber es fällt aufgrund eines internen Machtkampfes auseinander. Wie konnte es so weit kommen?

Am 5. Januar dieses Jahres erschien auf GPblog eine Kolumne mit dem Titel: Markos Vertragsverlängerung zeigt, dass Red Bull weiß, wie man in der F1 gewinnt. Ein Lob an Red Bull Racing, das trotz des Todes von Dietrich Mateschitz in der Lage zu sein schien, die Gruppe zusammenzuhalten. Alle wichtigen Leute hatten neue Verträge unterschrieben. Kein Problem vorhanden.

Wie anders die Dinge nicht viel später wirklich waren. Seit Mateschitz' Tod spielte sich im Hintergrund ein interessantes Spiel um die Macht ab. Mateschitz hatte trotz 49% der Anteile die volle Macht, sportliche Entscheidungen zu treffen. Als der Österreicher starb, erlosch diese Macht und die sportlichen Entscheidungen liegen nun wieder in den Händen des Thailänders Chalerm Yoovidhya, dem 51% von Red Bull gehören.

Wie Horner versucht, die Macht an sich zu reißen

Horner wurde seitdem auffällig mit dem Thailänder gesehen und wurde auch während der Ermittlungen gegen ihn vom Besitzer mit dem Team in Verbindung gebracht. Während Red Bull Österreich, Helmut Marko und Verstappens Lager es lieber gesehen hätten, wenn Horner gegangen wäre, bestand Yoovidhya darauf, Horner als Teamchef zu behalten. Das scheint sich auch vorerst nicht zu ändern.

Mit den Zügeln fest in der Hand verfolgt Horner jetzt die Politik, dass "niemand größer ist als das Team". Helmut Marko wurde von Horner fast rausgeschmissen, aber das wurde in letzter Minute verhindert. Wahrscheinlich, weil das Team dann den Starfahrer Max Verstappen verloren hätte. Es wäre das zweite Mal gewesen, dass Horner versucht hat, Marko loszuwerden, zweimal ohne Erfolg.

Das andere Lager hat die Dinge innerhalb des Teams auch nicht gerade ruhig gehalten. Laut Red Bull Racing war Helmut Marko derjenige, der herausbrachte, dass Red Bull Powertrains hinter dem Zeitplan lag. Das warf ein schlechtes Licht auf das Projekt von Christian Horner. Es wäre der Hauptgrund für Horner gewesen, den Top-Berater der Red Bull GmbH loswerden zu wollen. Mit anderen Worten: erfolglos.

Auch Verstappens Lager hat sich klar geäußert. Nicht nur Max Verstappen ließ verlauten, dass er gehen würde, wenn Helmut Marko entlassen würde, auch Jos Verstappen hat sich über Teamchef Christian Horner geäußert. Dieser, so Jos, müsse zurücktreten, um den Frieden wirklich wiederherzustellen.

Nach all den öffentlichen Angriffen folgte ein Waffenstillstand. Nach dem Großen Preis von Saudi-Arabien wurde von beiden Lagern kaum noch etwas gesagt. Doch zwischen den Zeilen wird deutlich, dass der Frieden noch lange nicht unterzeichnet ist. Besonders bemerkenswert war Horners Spott über Marko nach den Aussagen über den Vertrag von Carlos Sainz.

Newey ist das erste, aber sicher nicht das letzte Opfer

Adrian Newey ist das erste Opfer dieser ganzen Seifenoper. Die Ermittlungen gegen Christian Horner sind zwar nicht der einzige Grund, warum Newey das Team verlassen will, aber sie haben der Beziehung zwischen den beiden eindeutig nicht gut getan. Horner hat Newey einst ins Team geholt und konnte den Top-Designer lange Zeit an Bord halten. Jetzt aber scheint sich das Verhältnis zwischen den beiden abgekühlt zu haben.

Er ist das erste und sicher nicht das letzte Opfer dieses Machtkampfes. Viel wird von den erneuten Ermittlungen gegen Christian Horner abhängen. Die Frau, die die Anzeige erstattet hat, hat Berufung eingelegt und hofft immer noch, dass sie Recht bekommt. Sollte sie Recht bekommen, bleibt abzuwarten, ob Horner weiterhin als F1-Teamchef arbeiten darf.

Sollte auch die Berufung erfolglos bleiben und Horner weitermachen, wird auch der Frieden nicht wiederkehren. GPblog hat bereits gehört, dass das Verstappen-Lager darüber nachdenkt, auch dann zu gehen, wenn Horner bleibt. Außerdem wollen die Verstappens, dass die wichtigen Leute bleiben. Mit dem Weggang von Newey steht das bereits außer Frage.

Wo es schien, als hätte Red Bull den Schlüssel zum Erfolg in der Formel 1 gefunden, haben sich die Dinge in weniger als einem halben Jahr komplett gewendet. Die völlige Ruhe im Team hat sich in einen internen Machtkampf verwandelt. Davon profitiert das Team nicht. Horner mag argumentieren, dass niemand größer ist als das Team, aber wenn du Newey und möglicherweise auch Verstappen verlierst, ist es schwer vorstellbar, dass das Team weiterhin auf demselben Niveau arbeiten wird.