Analyse | Warum Verstappen nach Platz 11 in Ungarn zufrieden war
- Tim Kraaij
Max Verstappen war nach dem zweiten Freien Training in Ungarn sehr zufrieden, denn die Langstrecken-Pace sah gut aus, so der Niederländer. Wenn man sich die Daten ansieht, ist diese positive Einstellung des zweifachen Weltmeisters durchaus verständlich.
Seltsames Training in Ungarn
Das zweite freie Training für den Großen Preis von Ungarn war eine etwas ungewöhnliche Session. Das erste freie Training war ein Reinfall, also nutzen die Teams die Zeit im FP2 normalerweise ausschließlich, um die neuen Updates, das Setup und die Renngeschwindigkeit zu testen. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein, denn jeder hatte ein doppeltes Programm.
Nichtsdestotrotz hatten alle am Ende des zweiten freien Trainings Zeit, einen Long Run zu fahren. Verstappen, der das zweite freie Training auf Platz 11 beendete und nur einen Reifensatz benutzte, war hinterher genau wegen dieser Long-Run-Pace sehr zufrieden. Angesichts der F1-Daten der Session ist das auch nicht überraschend.
Warum Verstappen immer noch positiv ist
Nach fünf Runden auf dem weichen Reifen ist Verstappen sichtlich schneller als alle seine Konkurrenten. Verstappens Durchschnitt liegt bei 1.23.335. Verstappens Tempo zeichnet sich auch dadurch aus, dass er jede Runde schneller wird. Die schnellste Runde des Niederländers ist eine 1.23.1.
Obwohl Lewis Hamilton und Charles Leclerc eine schnellere Zeit von 1.23.0 fahren, kommen sie nicht annähernd an Verstappens Durchschnitt über den gesamten Lauf heran. Hamilton kommt nach seinem 12-Runden-Lauf auf Medium auf einen Durchschnitt von 1.24.006. Leclercs Fünf-Runden-Stint auf dem weichen Reifen erreicht einen Durchschnitt von 1.23.626, verläuft aber steil bergauf. Ferraris gewohnter Reifenverschleiß scheint sich also in Ungarn wieder bemerkbar zu machen, im Gegensatz zu Verstappens abfallender Kurve.
Ferrari ist aber nicht das einzige Team, das damit zu kämpfen hat, denn auch Hamiltons Run (und auch George Russells kurzer Run) sind durch steile Kurven gekennzeichnet. Sie beginnen recht schnell, aber die Zeiten steigen sehr schnell an. Deshalb ist es interessant, auch die anderen Teams im Auge zu behalten.
Abgesehen von Verstappen scheinen noch drei weitere Teams an die Tür zu klopfen, um auf das Podium zu kommen. Aston Martin ist auf Strecken wie dieser schon die ganze Saison über gut, und so ist es keine Überraschung, dass Fernando Alonso erneut die Nase vorn hat. Mit einer Zeit von 1.23.781 ist Alonso auf Medium schneller als Hamilton in einem 11-Runden-Run. Besonders beeindruckend im Vergleich zu Mercedes und Ferrari ist die Beständigkeit dieses Laufs.
McLaren die große Überraschung
Zwei weitere Außenseiter für dieses Wochenende scheinen McLaren und Alpine zu sein. Von Alpine wurde nach ihrer guten Leistung in Monaco erwartet, dass sie schnell sind. Esteban Ocon fuhr eine 14-Runden-Runde auf dem Medium-Reifen. Dabei schien Ocon etwas mehr Verschleiß zu erleiden als Alonso, kam aber trotzdem auf einen Durchschnitt von 1.23.913 und war damit schneller als der Long Run von Mercedes.
Der andere Außenseiter ist McLaren. Nach den Updates hat McLaren in Silverstone einen großen Schritt nach vorne gemacht, aber niemand hat erwartet, dass sich das auf dem engen Hungaroring fortsetzen würde. Lando Norris erwies sich jedoch als ebenbürtig mit Leclerc über eine Runde und auch auf dem Long Run. Norris fuhr ebenfalls 14 Runden auf dem Medium-Reifen und erzielte einen Durchschnitt von 1.23.739. Damit ist er nur langsamer als Verstappen und Leclerc. Allerdings fuhren Verstappen und Leclerc beide auf dem weichen Reifen und einen viel kürzeren Run.
Wie erwartet scheint Verstappen der Mann zu sein, den es zu schlagen gilt, aber hinter ihm ist der Kampf besonders interessant. McLaren scheint im Moment die große Überraschung zu sein, auch wenn Norris' Ausrutscher am Ende des Stints etwas ist, auf das man aufpassen sollte. Bei den sich abzeichnenden warmen Temperaturen ist Alonso vielleicht der größte Favorit für den Platz hinter Verstappen in dieser Hinsicht. Der Spanier erlitt nämlich den geringsten Verschleiß.
Der größte Verlierer scheint Mercedes zu sein. Wie erwartet, haben die Deutschen in Ungarn zu kämpfen. Nach dem Freitagstraining liegen nicht nur Red Bull Racing, Ferrari und Aston Martin vor dem Team von Toto Wolff, sondern auch Alpine und McLaren. Es gibt also viel zu tun.