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Meinung | Sergio Perez ist der perfekte Fahrer für Andretti-Cadillac

10. Oktober 2023 ab 20:34
  • Ludo van Denderen

Es wird wahrscheinlich bis Anfang 2024 dauern, bis die Formel 1 Andretti-Cadillac mitteilt, ob das Team ab 2025 in der Formel 1 starten darf. Relativ spät, wenn die Amerikaner erst noch ein konkurrenzfähiges Auto bauen müssen. Trotzdem laufen die Vorbereitungen in der brandneuen Zentrale in Indianapolis auf Hochtouren. Zweifellos werden auch zukünftige Fahrer in Betracht gezogen. Ein Wunschname ist mit Colton Herta bereits bekannt; für den zweiten Platz dürfte Sergio Perez der führende Kandidat sein. Hier ist der Grund dafür.

Michael Andretti, der große Mann hinter Andretti Global, hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sein amerikanisches Team einen amerikanischen Fahrer haben sollte. In seinem IndyCar-Team verfügt Andretti über Colton Herta, einen 23-jährigen Fahrer, der bereits fünf Saisons im amerikanischen Pendant der Formel 1 absolviert hat. Übrigens mit unterschiedlichem Erfolg. Herta holte sieben Siege, den letzten im Mai 2022. In der letzten Saison belegte der Sohn von Bryan Herta den zehnten Platz in der Gesamtwertung.

Herta ist ein Top-Anwärter, hat aber einen Haken

Mit Blick auf einen zukünftigen Platz in der Formel 1 war diese Platzierung mehr als ein Rückschlag. Denn die Geschichte ist bekannt: Herta hat keine Superlizenz, die notwendig ist, um in der Formel 1 zu fahren. Das war der Grund, warum sich AlphaTauri schließlich für Nyck de Vries für die Saison 2023 entschieden hat und nicht für die erste Option Herta. Ein zehnter Platz in IndyCar brachte Herta kaum zusätzliche Punkte für eine Superlizenz ein. Vorausgesetzt, Andretti-Cadillac wird von der F1 zugelassen, hat er derzeit nicht die erforderlichen Papiere, um Grands Prix zu fahren.

Bei Andretti Global gibt es jedoch einen Fahrer, der bewiesen hat, dass er nicht nur eine Superlizenz besitzt, sondern auch in der absoluten Spitzenklasse mitfahren kann. Sein Name ist Jake Dennis, der amtierende britische Formel-E-Meister. Also kein Amerikaner, sondern jemand, der bereits einige Erfahrung in der Formel 1 hat. Obwohl Dennis noch nie einen Grand Prix gefahren ist, ist er ein wichtiger Teil des aktuellen Erfolgs von Max Verstappen und Red Bull Racing. Tatsächlich ist Dennis seit 2018 einer der Simulatorfahrer in der Fabrik in Milton Keynes. Er kennt den RB19 in- und auswendig, da er viele Stunden im Simulator verbracht hat.

Perez wäre der perfekte Fahrer

Dennis wäre eine logische Option, wenn Herta keine Superlizenz bekommt. Gleichzeitig hat der Brite Dennis nie einen Hehl daraus gemacht, dass er sich in der Formel E pudelwohl fühlt und nicht nach einem Formel-1-Abenteuer strebt. Aber was passiert, wenn sich die Gelegenheit ergibt? Das bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall ist es schwer vorstellbar, dass Michael Andretti sich für 2025 für zwei Rookies entscheidet, denn er braucht mindestens einen sehr erfahrenen Fahrer, besonders in den ersten Jahren. Jemanden, der schon alles erlebt und gesehen hat. Jemand, der in den letzten Tagen seiner Karriere sein Wissen an die nächste Generation weitergeben will. Jemand wie Sergio Perez.

Perez' Vertrag bei Red Bull Racing läuft nach 2024 aus. Bis dahin wird der Mexikaner 14 Saisons in der Königsklasse des Motorsports absolviert haben. In der Formel 1 hat Perez schon alles gesehen und gemacht: von der Rolle des Platzhalters bei Sauber bis hin zum Gewinn von Rennen und dem möglichen Titel des Vizeweltmeisters bei Red Bull. Seine aktuelle Form ist allerdings nicht so, wie sie sein sollte. Aber irgendwo in dem Mexikaner muss doch der Rennfahrer stecken, von dem Andretti profitieren würde? Außerdem sind das Wissen und die Fähigkeiten, die Perez besitzt, für ein neues Team wie Andretti-Cadillac von unschätzbarem Wert.

Ein schönes Ende seiner Karriere

In seinem Heimatland Mexiko ist Perez ein Volksheld, was ihn sowohl für Sponsoren aus Mexiko als auch aus den USA (wo es einen hohen Anteil an Mexikanern gibt) sehr interessant macht. Andretti-Cadillac könnte diese Peseten in den ersten Jahren gut gebrauchen, vor allem wenn die Leistung (und damit das Preisgeld) enttäuscht. Außerdem ist Perez in Nordamerika ein perfektes Aushängeschild für den jungen Rennstall. Perez ist ein Name, jemand, für den sich Türen öffnen werden.

Für Perez könnte Andretti-Cadillac ein passender Abschluss für seine Karriere sein. Auf den ersten Blick scheint kein anderes Team in der Lage oder willens zu sein, ihm einen Platz in der F1 im Jahr 2024 zu geben. Wenn Perez seinen F1-Ruhestand noch hinauszögern will, könnte Andretti-Cadillac seine beste und einzige Alternative sein.