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Wolff verbringt zehn Jahre bei Mercedes

Wolff feiert zehn Jahre bei Mercedes: ein Rückblick auf seine Leistungen

22. Januar 2023 ab 14:46
Letzte Aktualisierung 23. Januar 2023 ab 13:14
  • GPblog.com

An diesem Wochenende feiert Mercedes ein besonderes Jubiläum: Vor zehn Jahren unterzeichnete Toto Wolff seinen Vertrag als Mercedes-Teamchef. Eine Entscheidung, die sich für beide Seiten als beispiellos erfolgreich erwies. Unter Wolffs Regentschaft fiel ein Rekord nach dem anderen. Im Folgenden blicken wir auf ein Jahrzehnt zurück, in dem Toto Wolff das Ruder bei Mercedes in der Hand hatte.

So mancher Drehbuchautor würde gerne eine Figur wie Toto Wolff in seinem Film oder seiner Fernsehserie haben. Der Österreicher hat eine besondere Präsenz im Fahrerlager. Sein stoischer Blick und sein ständiger finsterer Ausdruck verleihen dem Mercedes-Teamchef einen einschüchternden Blick, der zeigt, dass er nicht zufrieden ist, egal wie gut es gelaufen ist. Wenn Siege errungen werden, geht eine geballte Faust in die Höhe oder ein sparsames Lächeln ist zu sehen. Wenn es auf der Strecke schief läuft, wird der Schreibtisch zertrümmert oder ein anderer Gegenstand in Reichweite muss dran glauben.

Vor seiner Ernennung zum Mercedes-Teamchef hatte Wolff bereits eine reiche Vergangenheit, in jeder Hinsicht. Seine Investmentfirmen Marchfifteenth und Marchsixteenth machten Wolff zum Milliardär. Innerhalb des Motorsports war Wolff bis 2012 im Vorstand von Williams, obwohl er bis 2016 eine Minderheitsbeteiligung an dem Team behielt. Während seiner Zeit bei Mercedes war Wolff auch der Manager von Valtteri Bottas und er erfüllt immer noch Managementaufgaben für George Russell und Esteban Ocon. Sein Vertrag als Mercedes-Teamchef wurde am 21. Januar 2013 unterzeichnet.

Die Hybrid-Ära

Wolffs erstes Jahr bei Mercedes ähnelte nicht im Entferntesten dem, was das Team später leisten sollte. Formel-1-Legende Michael Schumacher verließ das Team nach ein paar enttäuschenden Jahren und wurde durch das vielversprechende Talent Lewis Hamilton ersetzt. Die Entscheidung wurde damals als das Ende von Hamiltons Karriere verspottet. Obwohl das Team 2013 mit einem knappen Vorsprung vor Ferrari den zweiten Platz belegte, lag Mercedes am Ende satte 236 Punkte hinter dem unantastbaren Red Bull.

2014 änderte sich alles. Ein neues Motorenreglement trat in Kraft und Mercedes war der unangefochtene Gewinner dieser Änderung. Hamilton und Teamkollege Nico Rosberg eroberten die Plätze eins und zwei in der Meisterschaft und Mercedes gewann fast dreihundert Punkte mehr als Red Bull. Das war der Vorbote für das, was noch kommen sollte: Von 2014 bis 2020 gewann Mercedes jeden Konstrukteurs- und Fahrertitel. Die "Hybrid-Ära" wurde von Toto Wolffs Mercedes absolut dominiert.

Rekorde reihten sich aneinander: die meisten Konstrukteurstitel in Folge, die meisten Fahrertitel in Folge, Hamilton stellte den Rekord für die meisten gewonnenen Rennen auf, und mit Hamiltons Titel 2020 wurde auch Michael Schumachers Rekord von sieben Weltmeistertiteln eingestellt. Doch unter Wolffs Führung lag der Fokus nicht nur auf der Formel 1. Im Jahr 2018 gewann Mercedes-Junior George Russell den Titel in der Formel 2 und im selben Jahr gewann Mercedes-Junior Mick Schumacher die Formel 3. Im Jahr 2019 wurde das Mercedes Formel E Team gegründet, das in den folgenden beiden Saisons beide Male den Titel gewann.

2021 und 2022

Im Jahr 2021 ging die unangefochtene Dominanz von Mercedes endgültig zu Ende. Max Verstappen war der erste Fahrer seit Jahren, der Hamilton herausforderte. Der Kampf um den Titel wurde in der vieldiskutierten letzten Runde des letzten Rennens entschieden. Die Saison war hitzig: Wolff und sein Rivale Christian Horner nahmen kein Blatt vor den Mund und jede Woche flogen Anschuldigungen und Beleidigungen hin und her. Der Protest von Mercedes nach der Saison wurde nicht anerkannt und es war offiziell: Max Verstappen gewann den Titel 2021. Mercedes gewann trotzdem zum achten Mal in Folge den Konstrukteurstitel, aber die Saison hinterließ einen bitteren Beigeschmack im Mund.

Mit dem neuen Motorenreglement 2022 waren alle Augen auf die Silberpfeile gerichtet. Das Team hatte deutlich gemacht, dass es sich für den verlorenen Titel aus dem Vorjahr revanchieren wollte und wartete an den Testtagen mit einer gewagten Konstruktion auf: Mercedes war das einzige Team, das keine Sidepods hatte. War das der Schlüssel zum Sieg, den noch niemand entdeckt hatte?

Die Antwort war nein. Die Saison von Mercedes war geprägt vom "Porpoising", dem Auf und Ab des Autos auf der Strecke. Obwohl Russell in seiner ersten Saison mit Mercedes fast jedes Rennen in den Top fünf beendete, war Hamilton regelmäßig zum Mittelfeld verdammt und es gab keineswegs einen Titelkampf. Der erste Sieg kam erst im vorletzten Rennen des Jahres und Mercedes musste sich mit dem dritten Platz bei den Konstrukteuren begnügen. Die dominante Ära von Mercedes ist definitiv vorbei.

2023 und darüber hinaus

Über die Zukunft kann man zu diesem Zeitpunkt nur Vermutungen anstellen. Mit dem Weggang von James Vowles zu Williams hat Wolff seinen Chefstrategen und seine rechte Hand verloren. Hamilton hat immer noch keinen neuen Vertrag unterschrieben. Und die große Frage für 2023 lautet: Hat Mercedes wieder die Kurve gekriegt oder wird es das zweite Jahr in Folge sein, in dem Red Bull nicht mehr als ein Fleck am Horizont ist?

Langfristig richtet sich der Blick auf das Jahr 2026. Dann tritt das neue Motorenreglement in Kraft und Mercedes hat erneut die Chance, eine Periode der Dominanz zu beginnen. Die Frage ist jedoch, ob Wolff so lange bleiben wird. Der Österreicher hat in der Vergangenheit angedeutet, dass sein Ehrgeiz nicht bei der Führung von Mercedes aufhört. Wird Wolff bei einer Position im Fahrerlager bleiben? Oder wird er in die Fußstapfen von Jean Todt treten und sich um die Präsidentschaft der FIA bewerben? Nur die Zeit wird es zeigen.